Entsetzlich teurer Wiederaufbau

Es steht inzwischen fest: Der Wiederaufbau des Knickeies wird viel teurer, als vor der Bürgerabstimmung im September 2002 angekündigt, und zwar aus zwei Gründen:
  • die Kosten für die neue Dachkonstruktion samt der Nebenkosten steigen und steigen
  • die eingeplanten Schadenersatzzahlungen für den letzten Einsturz werden immer unwahrscheinlicher.
Die Gesamtkosten für die Sporthalle werden deshalb deutlich höher ausfallen als von der Gemeinde noch im Jahre 2002 versprochen:

Gesamtkosten der Sporthalle an der Feldstrasse (Knick-Ei)

  Stand Sept. 2002 * Stand März 2004  
  Mio Euro Mio Euro  
Bisherige Ausgaben 7,6 8,0  
Wiederaufbaukosten 2,2 4,2 **
Zwischensumme 9,8 12,2  
abzüglich Schadenersatz 1,5 0 ***
Geplante Kosten 8,3 12,2  
zuzüglich Unvorhergesehenes 0 1,2 ****
Gesamtkosten 8,3 13,4  

Anmerkungen:
* Schätzung des Bauamtes, Gemeinde Halstenbek, 30.7.2002
** Pinneberger Zeitung vom 26.3.04: "Der Gesamtaufwand für den Wiederaufbau beträgt damit voraussichtlich knapp 4,15 Millionen Euro".
*** Pinneberger Zeitung vom 29.1.04: "Die Verwaltung stellt den Mehrkosten zwar Schadenersatzforderungen aus dem Halleneinsturz von etwa 1,7 Millionen gegenüber. Doch ob und bis wann diese Außenstände eingetrieben werden können, ist offen."
**** Es ist ein auf langjährigen Erfahrungen beruhender Brauch, bei größeren Investitionsprojekten eine Kostenposition für Unvorhergesehenes einzuplanen. In der Regel kommt dafür ein Betrag von 5 bis 10% der geplanten Kosten in Ansatz - im vorliegenden Falle ist das Risiko für unvorhergesehene Kostensteigerungen sehr groß, deshalb empfiehlt knickei.de einen Betrag in Höhe von 10%.

Die Kosten für das Knickei können also gut 13 Millionen Euro erreichen (oder, um es noch in alten Währungseinheiten auszudrücken, rund 26 Millionen DM). Sogar die CDU-Fraktion im Bauausschuß der Gemeinde Halstenbek war entsetzt über diese Entwicklung und stoppte zunächst die Haushalts-Mittel für den Wiederaufbau.

Die Abweichung von der Entscheidungsgrundlage für die Bürger nimmt damit skandalöse Ausmaße an. Die Gemeindeverwaltung erklärt dazu in aller Unschuld, das diese Kosten nicht voraussehbar gewesen seien.
Für andere Betrachter war allerdings durchaus erkennbar, daß mit Sicherheit zusätzliche Kosten für "konstruktive Ertüchtigungen" und andere fehlende Elemente anfallen würden. Außerdem enthielt die Schätzung in höchst optimistischer Weise keinen Betrag für Unvorhergesehenes. Es liegt nahe, daß die mangelnde Fähigkeit der Gemeindeverwaltung, etwas Offensichtliches vorauszusehen, von dem Bestreben geprägt war, den Wiederaufbau in einem günstigen Licht erscheinen zu lassen.
Das äußerst knappe Votum vom September 2002 für einen Wiederaufbau ist also auf einer falschen Grundlage zustandegekommen. Mancher, der damals für den Wiederaufbau gestimmt hat, hätte das nicht getan, wenn er gewußt hätte, wie viel teurer das wird. Daher zeichnet sich ab, daß es nach Verstreichen der vorgeschriebenen 2-Jahresfrist erneut zu einem Bürgerentscheid kommt, der dann sicherlich anders ausgehen wird.

Das bringt die Gemeinde Halstenbek in eine sehr mißliche Lage. Versprochen war: "Die Fertigstellung des jetzigen Baues wird einen relativ kurzen Zeitraum in Anspruch nehmen." (Information des Bürgermeisters an sämtliche Haushalte zum Bürgerentscheid). Inzwischen ist viel Zeit verstrichen; von einem relativ kurzen Zeitraum kann gar keine Rede sein, bisher sind eineinhalb Jahre mit Planungen verbracht worden und auf der Ruinenbaustelle hat sich nichts gerührt. Aber jetzt rüstet die Gemeinde zum Endspurt: Der neueste Terminplan sieht vor, die Ausschreibung für die Bauarbeiten im Juni 2004 vorzunehmen und die Aufträge bis Anfang September zu vergeben. Damit werden zwar noch keine Tatsachen geschaffen, aber auf jeden Fall finanzielle Verpflichtungen, die die Gemeinde auch erfüllen müßte, wenn ein neuer Bürgerentscheid den Wiederaufbau endgültig ablehnt.
Das könnte dann zu einer neuen interessanten Argumentation führen, worin den Bürgern nahegelegt wird, doch weiterhin für den Wiederaufbau zu stimmen, auch wenn er nun leider etwas teurer wird, weil die Gemeinde es ja sowieso bezahlen muß (aufgrund der dann bereits erteilten Aufträge).

Stand: 4.April 2004