Ursachen

Ausgewählte Kommentare zu den Ursachen des "Knick-Eies"

Blindes Vertrauen
Die konsequente Trennung zwischen Architekt und Ingenieur hat zusammen mit der PC-unterstützten Statikberechnung zu immer gewagteren Konstruktionen ermutigt. "Praktisch jede Architekten-Idee", so ein Insider, "läßt sich heute rechnen". Den Computersimulationen, in denen Materialeigenschafrten und vermutete Belastungen in einer Weise durchgerechnet werden, wie es vor 20 Jahren noch nicht möglich war, vertrauen auch die Bauprüfabteilungen quer durch die Republik in der Regel blind.
(taz, 29.6.97)

Beweis
Die zusammengebrochene Kuppel ist der unwiderlegbare Beweis dafür, daß irgendwo in grober Weise geschlampt wurde.
(I+M, 3/98)

Unzulässige Toleranzen
Nach Tageblatt-Informationen sind kurz nach Vollendung der Stahlkonstuktion Ende vorigen Jahres unzulässige Fertigungstoleranzen gemessen worden. Heißt im Klartext: die Spannungen im Stahlnetz entsprachen bei weitem nicht den theoretischen Berechnungen. Insider befürchten, das Dach hätte konsequenterweise vielleicht sogar wieder abgerissen werden müssen. Ingenieure und Bauamt entschieden sich anders, planten kurzerhand sieben dicke Stahlseile ein, von denen die Kuppel quasi in der Breite zusammengehalten wird.
(Pinneberger Tageblatt 29.6.97)

Zweites Gutachten
Knapp ein Jahr nach dem zweiten Einsturz einer Sporthalle in Halstenbek (Kreis Pinneberg) liegt jetzt das Gutachten zur möglichen Ursache des Unglücks vor. Danach waren
Knotenpunkt
Knotenpunkt
aussschlaggebend, heißt es in der Expertise, die der Damstädter Ingenieur Jörg Lange für das Landgericht Itzehoe erstellt hat. In dem Gutachten heißt es nun, für den Schaden verantwortlich seien allein die für die Statik zuständigen Ingenieure, der zuständige Prüfingenieur und die Glasbaufirma. So sei die Steifigkeit der Knoten in der Stahlnetzkonstruktion überschätzt worden. Außerdem seien Stahlteile wieder eingebaut worden, die wahrscheinlich beim ersten Einsturz beschädigt wurden.
(Taz, 7.5.99)

Halstenbeker Knoten
Die Ursache des zweiten "Knick-Ei"-Einsturzes liegt in den 950 Knotenpunkten.Nach Überzeugung des Gutachters konnten die Verbindungselemente zwischen den Stahlstreben die Last aufgrund einer falschen statischen Berechnung nicht tragen.
(Pinneberger Zeitung 10.5.99)

Der Sturm

Die Wettereinflüsse im Spiegel der Presse...

Die Stahlnetzkuppel stürzt in einer stürmischen Nacht ein.
(B90/Die Grünen April 97)

Damals waren Montagestützen zu früh entfernt worden, dies führte - in Kombination mit heftigen Windböen - zum Einsturz der Kuppel-Konstruktion
(Pinneberger Zeitung 10.3.99)

Als Ursache wurde ein Zusammenwirken eines Sturms mit dem zu frühen Entfernen von Stützen festgestellt.
(I+M 3/98)

Im Februar 1997 hatte ein Sturm das Dach zerstört.
(Hamburger Abendblatt 27.6.1998)

Die Ratlosigkeit war um so größer, als die gläserne Kuppel im Februar 1997 bei einem heftigen Sturm schon einmal kollabiert war.
(Taz 29.6.1998)

Nach einem schweren Sturm war die Dachkonstruktion im Februar 1997 erstmals eingestürzt
(Taz 23.7.98)

Und wie das Wetter tatsächlich war nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes:
An der Windmess-Station in Hamburg-Fuhlsbüttel wurde am 5.2.1997 die Höchstwindgeschwindigkeit der Stärke 8 Bft (19.6 m/s) registriert.
Nach der Beaufort-Skala gilt Windstärke 8 als "Stürmischer Wind" - und nicht mehr!

Erstes Gutachten
Erheblichen Aufklärungsbedarf haben die Politiker hinsichtlich der Widersprüche zwischen dem ersten und dem zweiten Einsturz-Gutachten. Zur Erinnerung: In der Nacht zum 5. Februar 1997 war die noch nicht verglaste Kuppelkonstruktion schon einmal eingestürzt. Der damals beauftragte Gutachter Professor Dr. Wilfried Krätzig hatte Wettereinflüsse und Montagefehler als Einsturzursachen genannt. Die fehlerhaft berechnete Statik der Firma Schlaich, Bergermann und Partner, die nach dem jetzt vorliegenden Gutachten von Professor Dr. Jörg Lange eine der Hauptursachen für den zweiten Crash war, wurde in Krätzigs Untersuchung nicht aufgeführt.
(Pinneberger Zeitung 12.5.99)

Dynamische Belastung
Die Statik für das Glaskuppelnetz der filigranen Konstruktion war von Anfang an zu schwach ausgelegt. Schon eine dynamische Belastung von 100 Kilogramm pro Quadratmeter hätte ausgereicht, um das Dach zum Einsturz zu bringen. Demnach reicht es aus, wenn sich ein 100-Kilo-Mann auf das Dach stellt und zu hüpfen anfängt, um einen folgenschweren Zusammenbruch auszulösen. Hinzu kommt, dass für den gesamten Hallenkomplex keinerlei Einzäunungen oder sonstige Barrieren vorgesehen waren, um Kletterer zurückzuhalten. Das halb eingegrabene Hallen-Ei animiert mit seinen leicht zu erklimmenden Schrägen geradezu zum Aufstieg auf die Kuppel.
(Pinneberger Zeitung 2.6.00)